Laudatio von Frau Dr. Rea Michalová,
Kuratorin der Prager Nationalgalerie, zur Ausstellung in Prag 2015
Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Freunde,
gestatten Sie mir, Sie auf der Finissage der Ausstellung von Frau Iris Mende ganz herzlich zu begrüßen. Die deutsche Künstlerin wurde 1965 in Chemnitz geboren. Jetzt lebt und arbeitet sie in Johanngeorgenstadt, einem Städtchen, das direkt an der Grenze zu Tschechien liegt.
(Ich habe gelesen, das diese kleine Stadt eine sehr interessante Geschichte hat: Sie wurde zur Zeit der Gegenreformation im Jahre 1645 für die Emigranten aus den tschechischen Gemeinden Jáchymov und Horni Blatná gegründet. Ihren Namen erhielt sie nach dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg I., der hier den neuen Siedlern Schutz gewährte.)
Iris Mende widmet ihre Zeit zwei Hauptaktivitäten: der Naturheilkunde und dem künstlerischen Schaffen.
Sie absolvierte eine Reihe von Kursen. Obwohl Sie keine professionelle künstlerische Ausbildung hat, bin ich der Meinung, dass ihr Schaffen Aufmerksamkeit verdient und das gleich aus zwei Gründen. Die Ausstellung ist voller „Farben und Blumen“ (wenn ich meinen Gesamteindruck wieder geben soll). Als ich sie zum ersten Mal sah, überraschte mich der Kontrast zwischen dem lebhaften Pulsschlag der Kleinseite und der stillen Schönheit der Natur, der sich uns in den Werken von Iris Mende offenbart.
Die Künstlerin arbeitet mit einem breiten Spektrum an Techniken:
Acryl, Öl, Tuschezeichnung und Aquarell.
Mich persönlich nahmen am meisten die Bilder von der Landschaft des tschechisch-sächsischen Grenzgebietes gefangen, die in Aquarell-Technik ausgeführt sind. Sie werden durch ein sehr eigenwilliges „Collage“-Element ergänzt - durch getrocknete wild wachsende Pflanzen und gleichzeitig durch ein Text-Element - Zitate aus der Bibel. Ich bin der Ansicht, dass diese Werke am meisten über die Künstlerin aussagen, weil in ihnen die Hauptpfeiler ihres Lebens zusammenfließen – die Kunst, die Naturheilkunde und der Glaube an Gott. Mit ungewöhnlicher Akribie und Feinfühligkeit fängt sie die Landschaftsmotive ein, die sie auf der sächsischen und böhmischen Seite des Erzgebirges findet. Es handelt sich eigentlich um eine subjektive Dokumentation und Präsentation eigener Eindrücke und Erlebnisse, die mit einer tiefen moralischen Botschaft verknüpft sind. Ich habe das Gefühl, dass die Künstlerin ihre eigenen „Wallfahrtsorte“ hat, die sie aufsucht und wo sie sich einprägt, was sie gesehen, gefühlt und was sie gefunden hat. Für Iris Mende ist die Landschaft selbst ein Kunstwerk. In ihren Werken formt sie diese deshalb nicht grundlegend um und abstrahiert sie nicht, weil sie sich vor allem um die präzise Wiedergabe der Eigenart der gefundenen Orte bemüht. Sie regt uns dazu an, dass wir uns selbst die Frage vorlegen, warum wir von dieser Welt der Natur so fasziniert sind. Der Grund dafür ist sicher der, dass wir uns von ihr immer weiter entfernen und isolieren und einen Bestandteil der heutigen hoch technisierten Zivilisation schaffen.
Die Landschaften von Iris Mende, voll kontemplativer Energie, sind eine feinfühlige und demütige Lobpreisung der Natur, Gottes und der Vegetation. Sie sind eine zum Nachdenken anregende Erinnerung an die kostbaren Reichtümer unserer Erde.
Text aus dem Tschechischen übersetzt von Frau Elinor Riedel/Chemnitz(Diplomslawistin)